Bei der großen Retrospektive über Marina Abramović in Bonn haben mich vor allem die Arbeiten mit ihrem Partner Ulay tief beeindruckt. Ein paar Zeilen zu Liebe und Kunst.
Die große Künstlerin Marina Abramović kenne ich vor allem durch ihr Projekt “The Artist Is Present” – bei der sie 2010 im New Yorker MOMA innerhalb von drei Monaten insgesamt 1565 Menschen schweigend gegenüber saß – und die gleichnamige Doku. Ein besonders emotionaler Moment dieser Performance war für alle Beteiligten sicher die Begegnung mit ihrem ehemaligen Partner, dem deutschen Uwe Laysiepen alias Ulay.
In Bonn waren nun viele der gemeinsamen Performances des Paares aus den 70er und 80er Jahren als Videos zu sehen. Marina und Ulay, die sich gegenüber sitzen und ohrfeigen. Marina und Ulay, die sich anschreien. Sogar die Aktion, bei der sich die Gäste zwischen Marina und Ulay durch einen Eingang drängeln mussten, war dabei, wenn auch nur nachgestellt. Und ja, ich habe mich durch die Nackten gedrängelt. Es war schräg.
Ihr Ende fand die Liebe und die Zusammenarbeit von Marina und Ulay in der Performance “The Lovers”, bei der sich die beiden jeweils 2500 km in 90 Tagen auf der Chinesischen Mauer entgegen liefen, nur um sich noch einmal zu umarmen und dann für immer zu trennen. Das hat mich so beeindruckt – was für ein bewegendes und starkes Finale dieser wohl wichtigsten Künstlerbeziehung des ausgehenden 20. Jahrhunderts!
Nichts gegen die Solo-Arbeiten der Künstlerin – wer zum Beispiel eine riesige rohe Zwiebel isst und sich dabei über eigene “First World Problems” beschwert, hat bei mir eh gewonnen. Doch als mich nach dem Besuch der Ausstellung die Beziehung von Ulay und der Abramović weiter beschäftigte, stieß ich auf ein relativ aktuelles Video, in dem sich beide in eigenen Worten an diese Zeit und die darin entstandenen Arbeiten erinnern.