Vor kurzem machte ich bei einem Flurverkauf von Büchern in der Nachbarschaft einen Fund: 3 dicke Bände über große amerikanische Werbe- und Editorial-Designer der 60er.
Ich mochte die Serie Mad Men natürlich so sehr wie jeder andere, hätte mir aber in so mancher Szene ein Menü zum Einblenden gewünscht, um mehr von der eigentlichen Arbeit der Werber im New York der 60er Jahre zu sehen. Daher kribbelte es direkt, als mir in einem Atelier im Viertel diese drei jeweils 120 Seiten starken Bücher in die Hand fielen.
Die in Japan gedruckten und etwas vergilbten, aber sonst sehr gut erhaltenen Bände sind Teil einer Reihe über Werbe- und Gebrauchsgrafik, Editorial Design und Illustration von 1971, und in diesen drei Büchern sind nur die angesehensten Amerikaner versammelt – mit einer Fülle von verschiedensten Arbeiten, die sich hier nur schwer abbilden lässt.
Dennoch habe ich es in einer Late-Night-Session versucht. Alle hier zu sehenden Motive sind am Küchentisch mit dem iPhone abfotografiert und beschnitten worden – ich erhebe keinen Anspruch auf Anspruch, mir geht es hier rein um die oft erstaunlichen Arbeiten, die ich so größtenteils noch nie zuvor gesehen habe und absolut faszinierend finde.
All diese Werke sind um die oder mehr als 50 Jahre alt, alle ohne Computer entstanden, und natürlich sind viele davon in einem Stil gehalten, der schön retro wirkt. Doch finden sich einige darunter, deren Machart heute noch Verwendung findet – wie die Anzeige für das damalige Hype-Label Paraphernalia – oder deren Thematik bestechend aktuell ist.
So stellt ein Cover des Fact Magazine von 1965 anhand von Zitaten die US-Nationalhymne in Frage. Die harten Fotos von Herb Lubalin und Louis Dorfsman richten den Focus auf die afroamerikanische Erfahrung, und ein Plakat von Tomi Ungerer behandelt Rassismus auf, nun ja, Tomi-Ungerer-Art. Alles Themen, die Amerika immer noch beschäftigen.
Genauso kann ich mich aber auch einfach in den wunderschönen grafischen Arbeiten von Milton Glaser, Peter Max oder Paul Davis verlieren – und dieser Wahnsinns-Anzeige von Louis Danziger, die mit 35 einen Satz bildenden Kleinbildern für eine Kleinbild-Kamera wirbt. Don Draper hätte dazu bestimmt einen salbungsvollen Sales-Pitch auf Lager.