Wer Instagram mag, muss Stephen Shore lieben. Der New Yorker gilt als einer der bedeutendsten Fotografen der Gegenwart und das nicht ohne Grund: Seine Fotos wirken auf den ersten Blick wie Schnappschüsse, die jeder aufnehmen könnte. Doch die aktuelle Retrospektive im C/O Berlin offenbart, dass dahinter oft große Komposition steckt.
Ich muss zugeben: Nicht erst seit einer Coast-to-Coast-Durchquerung der USA bin ich von Szenen, wie sie Shore seit den 70er Jahren festhält, überaus fasziniert. Sie zeigen „Americana“ im besten Sinne – sonnendurchflutet, mit starken Kontrasten, leuchtenden Farben und enormer Weite, oft auch geheimnisvoll in dieser gewissen Art von Leere.
Und wie gesagt, heute scheint jeder, der ein Smartphone besitzt, solche Bilder aus der Hüfte schießen und bearbeiten zu können, bis sie wirken wie 1972 mit einer Toy-Camera gemacht. Doch demonstrieren Aufnahmen wie die einer Schaufensterecke mit einer Auswahl Glühbirnen, wie geschult und genau Shores Blick schon damals gewesen ist.
Die Ausstellung im an einer lauten, zugigen Ecke neben dem Bahnhof Zoo gelegenen Amerika Haus – keine Angst, im Inneren und auch im Café gibt es entspannte Ruhe – zeigt noch bis Mai über 300 teils nie veröffentlichte Fotos von Shore in einer gut strukturierten Ausstellung. Im ersten Stock sind zudem Bilder von Ulrich Wüst zu sehen, die wie ein DDR-Gegenentwurf zur Shore-Schau wirken – auch hier gibt es Weite und Leere, aber in schwarz-weiß und manchmal bedrückendem Stillstand festgehalten.
Übrigens: Ja, Stephen Shore ist auf Instagram.